Die Forschungsgruppe der Universität Leipzig zeigt, dass zwischen 2017 bis 2020 der aggressive Umgangston im Internet exponential gestiegen ist. 78% der befragten Menschen gaben an, dass sie in den letzten Jahren einen Anstieg von hasserfüllten Kommentaren beobachtet haben. Doch woher kommen diese ganzen wütenden
Menschen?
Wenn wir unsere Social Media Kanäle öffnen, müssen wir davon ausgehen, dass jeder vierte Person, der wir begegnet, kein Mensch ist, sondern ein Social Bots.
Social Bots sind automatisierte Programme, die Menschen imitieren. Sie Liken und Kommentieren Posts. Diese Bots können durch ihre Programmierung dazu beitragen, toxische Diskussionen zu verstärken.
Denn paradoxer Weise verstehen diese Maschinen perfekt, wie menschliche Emotionen verstärkt werden: Inhalte, die Wut und Angst hervorrufen, werden häufiger geteilt und kommentiert. Sie sind eine Erfindung der Marktwirtschaft: Aggression bedeutet Aufmerksamkeit, längere User:innenzeiten, und damit höhere Profite für Plattformen.
Bots verbreiten solche Inhalte oft in großem Umfang, um die Wut der Menschen zu verstärken. Dies nennt die Wissenschaft Fake-Popularität: Wir schreiben Themen, Meinungen und Sachverhalten allein aufgrund ihrer Verbreitung im Internet eine hohe Relevanz zu. Wenn 10 000 Bots den gleichen hashtag benutzen, wird dieses Thema
automatisch zum Trend-Thema und Millionenfach geteilt. Das massenhafte Teilen oder Kommentieren von kontroversen Inhalten erzeugen sie den Eindruck, dass extreme Meinungen weit verbreitet sind.
Und diese Bots sind billig zu haben: 10 000 fake-Konten bei X/Twitter) sind für 500 Dollar erhältlich.
Und diese Bots sind extrem aktiv. Sie arbeiten Tag und Nacht. Durch automatisierte Mechanismen schaffen sie es, in einem Monat mehr Inhalte zu generieren, als es für menschliche Nutzer im ganzen Leben möglich wäre. Ein Social Bot, der Trump unterstützte hatten 400 Tausend Interaktionen.
Der eigentliche Verstärker dieser Armee sind die Algorithmen der Soziale Media selbst. Sie unterstützen wütende und populistische post.Instagram weißt uns zwar darauf hin, dass wir respektvoll miteinander umgehen sollen – dessen Algorithmen belohnen aber die Posts die ausfallend sind:
Forscher:innen der New York University fanden heraus, dass Content mit moralisch- emotionalem Wording einen technischen Boost von ca. 20 Prozent erhält.
Die Daten stellen die Frage, ob die Wutt-Kommentare online tatsächlich von anderen Menschen erschaffen wurde.
Unter Umständen spiegelt die Wut im Netz gar nicht unsere reale Welt wieder, sondern ist großteils von Bots erschaffen?
Was ist, wenn Bots mit aller kraft versuchen, dass wir auf wütende Kommentare reagieren, damit mehr Anzeigen verkauft werden können.
Dennoch macht dies Wut etwas mit uns: Wer auch immer die aggression im Netzt füttert – wir sind täglich umgeben von ihr. Und auch wenn unsere inneren Filter diese ausblenden – so schwimmen wir dennoch in dem gleichen Netz, mit all dieser Wut.
Die Künstler arbeiten mit abstrakten Datensätzen über das Wut-Verhalten im Internet. Die
Installation zeigt den Zeitraum von 2016 bis heute, und legt ein Netz offen, daß uns durch unsere
eigenen Filter verborgen bleibt
Installation: Sven Sauer and Markus Graf
Music: Alon Peretz – Is there somebody here
Sound: Gregor Quendel & Dauykobya
Composition: Markus Graf